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Wu Xing - die 5 Wandlungsphasen

Peking

Es gibt in Beijing ein Institut, welches die gesamte Sammlung aller in China verwendeten Heilmittel in riesigen Schränken, Vitrinen, Mappen und Glasbehältern zusammengetragen hat. Noch heute kommt Neues hinzu. Wie werden nun diese Heilmittel unterteilt? Diese Unterteilung geschieht nach den gleichen Grundsätzen, mit denen die taoistischen Weisen auch schon an die Sache herangingen, nämlich nach den Fünf Elementen, den Wu Xing oder den Fünf Wandlungsphasen (Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser).

Genauso wie es in Griechenland die 4-Elementenlehre, in Tibet die 3-Elementenlehre gibt, so verfügt die TCM (Traditionelle chinesische Medizin) über fünf Elemente, die nichts anderes darstellen als die vier Himmelsrichtungen und die Mitte, von der aus das Ganze erlebt und beobachtet werden kann. Neben der Yin-Yang-Lehre ist die Lehre von den Fünf Elemente, die zweite wichtige Säule der chin. Medizin. Himmel und Erde, Yin und Yang, erzeugen als die allumfassenden Kräfte in der Natur den beständigen, unmerklich feinen, doch unaufhaltsamen und für jedermann schließlich sichtbaren Wandel der Jahreszeiten. Die vier Jahreszeiten verlaufen zyklisch, und die Wanderung der Gestirne rund um den Polarstern veranlaßte die alten Chinesen, wie andere Völker auch, zeitliche Einteilungen zur Gliederung dieses natürlichen Geschehens vorzunehmen. Denn es bestimmt das Wachstum der Pflanzen, die Ernten, das Fischen und Jagen. Auch die ersten Hochkulturen der Neusteinzeit organisierten ihre Staatsgeschäfte danach. Der Fürst leitete seine Macht von Himmel ab und brachte in seinen tiefen Verständnis, auf Anraten seiner Gelehrten, in dem Befolgen der kosmischen Rhythmen, die Ziele seiner Regierungsgeschäfte mit der Lebensweise seines Volkes in Einklang.

Die Yin-Yang-Lehre und die 5 Elemente sind als keine Erfindung chin. Gelehrter, sondern wurden schon lange von ihnen angewandt. Und will man irgendeine Eigenschaft irgendeines Dinges dieses Erdenrundes bewerten, so muß man eigentlich nur schauen - so jedenfalls gingen die alten chin.Denker vor, wenn sie etwas einordnen und beschreiben wollten - welche seiner Eigenschaften sich mit denen einer Jahreszeit vergleichen läßt. Alle kalten Eigenschaften werden mit dem Winter oder der Nacht in Verbindung gebracht, alle heißen mit dem Süden, alle in Wandlung begriffenen mit dem Frühling und alle stagnierenden mit dem Herbst. Mit der Erde, dem Element der Mitte, werden allen sammelnden, harmonisierenden Eigenschaften und als Jahreszeit der Spätsommer zusammengefügt. Dieses System der Zuordnung läßt sich beliebig erweitern, um Farbe, Geschmack, Geruch, Form, Fruchtstand, Reifegrad, Seelenregung, Körperorgan, Klang der Stimme, Geruch des Schweißes, die Stimmung eines Saiten- oder Blasinstrumentes, die Gestirne des Himmels. Mit anderen Worten, es ist ein universelles System.

Wie beim Yin-Yang-System alles auf die Eigenschaften dieser beiden Grundkräfte hin untersucht wird, wird bei den 5-Elementen eine Zuordnung der Eigenschaften zu den Jahreszeiten vorgenommen. Man nennt diese Art von Einordnung daher eine Entsprechungssystem. Hat ein Patient beispielsweise grünlichen Stuhl, würde man eine Störung des Ostens, des Holzes - bei ihm erforschen müssen. Eine Störung extremer Kälte kann der Arzt einer schwarzen Zungenfärbung entnehmen. Starke Gesichtsrötung läßt auf eine Hitzestörung (Sommer) schließen, und ebenso ließe eine weiße Nasenspitze auf eine Störung des Herbstes - der Trockenheit - schließen.

Verbindet man nun das 5-Elementesystem mit der Yin-Yang-Lehre, so ließe sich über eine Heilpflanze beispielsweise folgendes sagen: Weil die Rhabarberwurzel bitter und kalt ist, wirkt sie reinigend, entgiftend, abführend, aufweichend; sie wird unter anderem deswegen als Abführmittel verwendet. Weil die Zimtrinde warm und scharf ist, wirkt sie öffnend, an die Oberfläche hebend, erwärmend. Wer kennt diese Wirkung nicht vom Glühwein, der die Kälte vertreibt und rote Backen macht. Der Alkohol und die Gewürze unterstützen sich in ihrer Wirkung. Therapeutisch wird die Zimtrinde daher bei Erkältungskrankheiten oder Auskühlung verwendet. Das Netz der Information wird dichter, wenn man die Aussagen des Ying-Yang-System - warm, heiß, neutral, kalt und kühl, steigend, schwebend, sinkend - mit denen der Fünft Elemente verbindet. Heilkräutertherapie und richtige Diät lassen sich aufgrund dieses Fünf-Elemente-Systems sehr leicht auf den körperlichen Zustand eines Patienten abstimmen. Der Patient kann bei seiner Ernährung die Regeln der Fünf Elemente anwenden und damit die Heilkräutertherapie des Arztes unterstützen. So fügt sich alles zusammen. Dies Basis all dieser Therapieformen ist aber immer die gleiche. Wer mal in einer chin. Klinik erlebt hat, wie die feinsten Veränderungen der Gesichtsfarbe, der Zungenoberfläche oder des Pulses eines Patienten während einer Sprechstunde registriert werden, und wie daraufhin mit leichter Hand schon durch geringfügige Abänderung des Rezepts oder der Nadeltherapie eine erneute Wendung in der laufenden Behandlung herbeigeführt wird, der mag zwar immer noch sagen, daß die Grundprinzipien sehr simpel sind. Die Auswirkungen sind allerdings manchmal so komplex, daß sie für uns schwer nachvollziehbar sind, aber zu einer sichtbaren Veränderung führen.

Das ist der Grund, weswegen nur wenige Europäer den Weg gehen, Geschichte, Sprache und Gedankenwelt Chinas zu studieren, um dann schließlich, sozusagen bikulturell denkend, die Traditionelle Chinesische Medizin in ihrer echten Form anzuwenden. Statt des gewohnten Messens und Zählens muß der Arzt jetzt ständig nach den ihn zunächst fremden Yin-Yang Kriterien und der Fünf-Elemente-Lehre denken und fühlen. Zu leicht ist die Verführung, im Kern bei der westlichen Medizin zu bleiben und etwas anderes, eine "alternative Methode" "daraufzupacken".

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