Das Qi (Lebensenergie) bewegt sich im Körper auf seinen Energiebahnen - Meridiane - genannt. Der Begriff Meridiane ist schwer zu beschreiben, weil diese Bahnen nicht, wie Blut- und Nervenbahnen sichtbar sind. Die Meridiane durchziehen, wie ein dichtes Netz, den ganzen Körper und versorgen ihn mit lebenswichtiger Energie. Bei der Geburt sind alle Meridiane vollkommen durchlässig. Im Laufe der Jahre können durch äußere und innere Einwirkungen wie Verletzungen, Operationen oder seelische Nöte der Fluß des Qi blockiert werden.
Es gibt 12 Hauptmeridiane, die 12 Organen entsprechen und 8 Extrameridiane. Diese 20 Meridiane balancieren sich gegenseitig aus. Ein gesunder Organismus trotzt vor Gesundheit = Qi, d. h. der Körper ist kräftig, das Bindegewebe fest, die Haut ein wenig feucht und die Körpertemperatur ein bißchen höher. Beim Fliegenden Kranich Qi Gong wird auf eine weitere Energiebahn noch großen Wert gelegt, dem Zhongmai.
Die Hauptmeridiane sind wie folgt aufgeteilt: Je 6 Hauptmeridiane sind verbunden mit 6 hohlen Organen (Dickdarm, Magen, Dünndarm, Dreifacher Erwärmer, Gallenblase, Harnblase) und 6 weitere mit festen Speicherorganen (Lunge, Leber, Milz, Herz, Nieren, Herzbeutel). Die Anfangs- und Endpunkte finden sich abwechselnd je 6 in den Händen und 6 in den Füßen wieder.
Er entspringt dem mittleren Dreifachen Erwärmer. Der erste Akupunkturpunkt ist der Zhongfu(o. d. Brustwarze) und der Endpunkt ist der Shaoshang an der Daumeninnenseite. Ein geschwächter Lungenmeridian zeigt leichte Erkältungen, Husten, Harndrang, Lungenentzündungen, Schulter- u. Rückenschmerzen und schwitzende Hände.
Er entspringt in der Zeigefingerkuppe (Shangyang), nach oben über dem Dazhui, der linke und rechte Meridian kreuzen sich über der Oberlippe und enden seitlich der Nase im Punkt Yinxiang. Ein geschwächter Dickdarmmeridian zeigt sich durch Durchfall, Zittern, Kältegefühl, trockenden Mund, verstopfte Nase oder Zahnschmerzen.
Er entspringt seitlich der Nase (Yingxing). Von hier kurz in die Stirn nach vorne und zum anderen über dem Chenqjiang-Punkt hinunter bis zum Liduisin der Fußzehe neben dem großen Zeh. Ist der Magenmeridian geschwächt, zeigt sich dies durch Magenbeschwerden, Blähbauch, Verdauungsschwierigkeiten, schmerzende Hals- und Gesichtsmuskulatur.
Er entspringt aus der Herz-Quelle. Von hier aus über die Herzgegend zum Dünndarm. Ein weiterer Anlaufpunkt geht über der Achselhöhle, über den Innenseiten der Ober- u. Unterarme und endet an der Innenseite der Kleinfingerkuppe. Ein schwacher Herzmeridian zeigt sich durch Herzbeschwerden, Kreislaufstörungen, trockener Kehle, Dünndarmerkrankungen. Die Chinesen betrachten das Herz als individuelle Persönlichkeitsentfaltung.
Er entspringt im Punkt Yinbai, an der äußeren Spitze des großen Zeh. Er geht hoch über dem Punkt Xuehai bis in den Zwischenrippenraum (Dabao). Von hier aus zum Herzen. Hier gibt er seine Energie an den Herz-Meridian weiter. Ein geschwächter Milz-Meridian äußert sich in körperliche Schwere wie Gemütserkrankungen, schwere Zunge, Übergeben, Aufstoßen, Schluckauf, unregelmäßige Menstruation etc. Die Milz wird als Wesen des Menschen bezeichnet. Sie wird mit dem Zentrum der Mitte verglichen. Dieser Meridian reguliert den Blutkreislauf, arbeitet mit dem Magen zusammen im Verdauungssystem bzgl. der Nahrung und Verteilung der Nährstoffe. Ein Mensch mit anfälliger Milz ißt gerne Süßigkeiten und beansprucht die Milz dadurch noch mehr.
Er beginnt an der Innenseite der Kleinfingerkuppe im Punkt Shaoze, über den Ellenbogen hoch zum Dazhui und weiter über den Hals, Unterkiefer, äußeren Augenwinkel bis vor das Ohr in den Punkt Tinggong. Ein geschwächter Dünndarmmeridian zeigt sich in Taubheit, angeschwollene Wangen, Störungen des Magens, Dünndarm und Herzens, Es können auch Neurastherie, Psychose, Epilepsen oder Parkinsonismus erscheinen als Folge.
Er beginnt am inneren Augenwinkel, dann über die Stirn, über dem Baihui hinunter zum Hals. Von hier aus geht der linke und rechte Meridian in je zwei Bahnen auf jeder Seite der Wirbelsäule entlang bis zum Kniegelenk parallel. Hier vereint sich der geteilte Meridian wieder zu einem, bis zum Punkt Zhiyin am äußeren kleinen Zeh. Ein geschwächter Blasenmeridian zeigt sich durch häufiges Urinieren, Hämorrhoiden, Blutungen, Rheuma, Kopfschmerzen, Krampfzustände, Malaria etc.
Er beginnt an der Ferse im Yongquan-Punkt, verläuft an der Innenseite des Beines in den Blasenbereich und in die Niere, über den Nabel zum Brustbein bis zum Punkt Shufu. Mangelerscheinungen des Nierenmeridian äußern sich in Durchfall, Lustlosigkeit, Kreislaufschwäche, trockener Zunge, Abmagerung, kalten Händen und Füßen, Schlafsucht etc.
Er beginnt im Brustkorb, zum Dreifachen Erwärmer und zur Achselhöhle, von hier aus von dem Lungen- und Herzmeridian an der Innenseite des Armes und endet an der Innenseite der Mittelfingerkuppe im Punkt Zhongchong. Ein Mangel äußert sich durch Herzklopfen, Neurosen, rote Augen, Herzschmerzen.
Der chin. Begriff "Dreifacher Erwärmer" bezieht sich auf 3 Bereiche des Körpers. Der obere Erwärmer liegt oberhalb des Zwerchfells mit den Organen Herz, Herzbeutel, und Lungen. Der Mittlere Erwärmer liegt zwischen Zwerchfell und Nabel und ist ein Sammelbegriff für die Organge Magen, Milz, Pankreas, Leber, Gallenblase und Zwölffingerdarm. Der untere Mittlere Erwärmer befindet sich unterhalb des Nabels mit den Verdauungs- und Sexualorganen. Der Dreifache Erwärmer beginnt an der Außenseite der Ringfingerkuppe, zum Ellenbogen, zur Schulter hoch weiter bis zum Schlüsselbein. Er führt am Ohr vorbei und endet an der äußeren Spitze der Augenbrauen. Hier verbindet er sich mit dem Gallenblasenmeridian. Ein geschwächter Erwärmer führt zur Schwerhörigkeit, Erkrankungen der Atemwege, Augenschmerzen, Gesichtsverletzungen, Verdauungsschwierigkeiten und allgemeinen Krämpfen.
Er beginnt seitlich der Augenwinkel und zieht umfangreiche Bahnen über Ohr, Schläfe, Stirn, Schädel, den Hals entlang zur Schulter, läuft durch den Brustkorb, Gallenblase und Becken, die Außenseite des Beines hinunter, bis zum 4. Fußzeh neben dem kleinen Zeh. Ein gestörter Gallenblasenmeridian äußert sich durch Kopfschmerzen, Augenbeschwerden, Schmerzen im Schulter- und Brustbereich, vergrößerte Schilddrüse etc.
Er beginnt seine Bahn an der Innenseite des großen Zeh. Er verläuft an der Innenseite des Beines, über die Leistenbeuge, um die äußeren Genitalien herum, durch die Blase in die Leber, die mit der Gallenblase verbunden ist. Er endet im Leberpunkt. Von hier aus laufen zwei Nebenbahnen. Eine u. a. verläuft durch die Lunge, wo die Energie in den Lungenmeridian übergeht und somit der Kreislauf aller 12 Hauptmeridiane geschlossen wird. Ein mangelhafter Lebermeridian äußert sich u. a. durch Hexenschuß, vegetativen Ermüdungserscheinungen, Trockenheit im Mund und Hals, fahlem Aussehen, Schluckauf, Völlegefühl, Reizbarkeit, Durchfall etc.
Die 8 Sondermeridiane haben keine direkte Verbindung zu den Organgen. Sie dienen zum Ausgleich für die 12 Hauptmeridiane. Man kann sie mit Seen vergleichen, die miteinander durch Kanäle und Schleusen verbunden sind. Ist zuviel Wasser (Qi) in den Hauptmeridianen, fließt es durch die Kanäle zu den Sondermeridianen, die vorher die Schleusen reguliert haben. Ist Qi-Mangel in den 12 Hauptmeridianen, geben die Sondermeridiane aus ihrem Reservoir Wasser (Qi) ab. Von den 8 Extra-Bahnen gelten die ersten 2, der Dumai und der Renmai, als die wichtigsten und werden teilweise schon zu den Hauptmeridianen gezählt. Die anderen heißen Chongmai, Daimai, Yangqiaomai, Yinqiaomai, Yangweimei, Yinweimei, Zhongmai.